
Es sind Kinder mit ihren Eltern genauso wie Senioren, Wissensdurstige und Menschen, die nach Unterhaltung suchen. Womit die Bibliotheken locken, obwohl es doch so viel im Internet gibt.
Die Zahl der Besucherinnen und Besucher in den Bibliotheken in Sachsen-Anhalt steigt. Im vergangenen Jahr waren es über 1,78 Millionen nach etwa 1,59 im Jahr 2023 und knapp 1,46 im Jahr davor, wie das Landesverwaltungsamt in Halle auf Anfrage mitteilte. Die Menschen liehen sich auch mehr Medien aus – vom Buch bis zum digitalen Produkt. Die Zahl der Ausleihen legte von knapp 4,85 Millionen im Jahr 2022 auf nun 5,12 Millionen zu. Davon seien 156.400 Kindermedien gewesen (2022: 127.420). Landesweit gibt es gut 140 Bibliotheken von hauptamtlichen bis zu ehrenamtlich geführten.
Die Fahrbibliotheken spielen weiter eine große Rolle. Vier von ihnen gibt es im Land: in Halle und Magdeburg sowie in der Altmark, betrieben von den Stadt- und Kreisbibliotheken Salzwedel und Osterburg. Zusammen brachten sie es im vergangenen Jahr auf gut 259.700 Entleihungen, im Vorjahr waren es knapp 233.200 gewesen, 2022 etwa 238.200.
Attraktivität steht und fällt mit dem aktuellen Angebot
„Die Attraktivität von Bibliotheken steht und fällt mit einem aktuellen Angebot“, sagte die Chefin des Bibliotheksverbandes Sachsen-Anhalt, Cornelia Poenicke. Aktuelle Kinderliteratur, Sachbücher für Groß und Klein sowie Bestseller gehörten dazu. Aber auch alles, was die Zielgruppen sonst noch interessiert: Der Renner in der Stadtbibliothek Magdeburg, die Poenicke leitet, seien Tonie-Figuren, mit denen Kinder über spezielle Geräte in Würfelform Lieder und Geschichten hören können. Es seien eigens zwei Vitrinen angeschafft worden für die Figuren – sie seien allerdings oft leer wegen der großen Nachfrage.
Bücherpreise steigen – es kann weniger angeschafft werden
Die Zahl der Neuanschaffungen in den Bibliotheken in Sachsen-Anhalt ist zuletzt allerdings gesunken. Wurden 2022 noch über 165.500 Medien angeschafft, waren es im vergangenen Jahr rund 151.100. Darin spiegeln sich aus Sicht von Cornelia Poenicke die Preissteigerungen. In den vergangen 4 bis 5 Jahren seien Bücher um etwa 20 Prozent teurer geworden. Mehr Geld steht den Bibliotheken nicht zur Verfügung, so die Verbandschefin. Fast alle Häuser spürten, wie knapp die Kassen der Kommunen sind. Das Land habe seine Förderung auch nicht erhöht.
Frühstart in den Bibliotheken wichtig
Kinder und Familien gehören zu den Hauptzielgruppen für die Bibliotheken, betonte Cornelia Poenicke. Ziel sei, dass Kinder gut lesen lernen und kompetent sind im Umgang mit Medien. Mit Büchern sowie Bibliotheken sollten sie Positives verbinden. Die Hoffnung ist, dass sie als Erwachsene später mit ihren Kindern zurückkehren. Manchmal reichen auch schon kleine Stellschrauben: Seit Jahresbeginn ist in Magdeburg die Bibliotheksnutzung für alle bis 18 Jahren frei. Die Wirkung ist laut Cornelia Poenicke spürbar, Jugendliche meldeten sich wieder an. Vorher habe das nur fünf Euro im Jahr gekostet. „Die Hürde war offenbar so hoch.“
Aber gibt’s das nicht auch alles im Internet?
Nach den Preissteigerungen in den vergangenen Jahren hätten sich aber auch viele andere Nutzer den Bibliotheken zugewandt: Leihen geht dann öfter vor Kaufen, sei zu beobachten. Und was wird besonders stark nachgefragt? Es seien nicht die Krimis oder die aktuelle Belletristik, sondern Sachliteratur. Reisen, Gesundheit, Geschichte, Gesellschaft, Recht, Do-it-yourself von Kochen, Backen, Stricken über Bierbrauen, Gärtnern bis Basteln. Aber gibt es das nicht auch alles im Internet? Ja, aber nicht in der einordnenden und strukturierten Form, wie es Bücher liefern, sagt Cornelia Poenicke. Das Internet diene oft der ersten Information, die Menschen vertrauen aber immer noch der kuratierten Form.
Viele Nutzer setzen auch auf das rein digitale über die Onleihe. Das waren im vergangenen Jahr etwa 14.700 Menschen, wie die Statistik zeigt, 2023 waren es noch knapp 14.100 gewesen. Sie konnten aus einem Bestand von rund 112.700 digitalen Medien wählen, vom E-Book über Hörbücher, E-Learning-Angeboten bis zu digitalen Magazinen, Zeitungen und Videos. Die Zahl der Ausleihen betrug knapp 620.200 nach etwa 564.700 im Jahr zuvor.