
In diesem „Tatort“ aus Wien eskaliert eine Demonstration, als ein Protestierender stirbt. Der Fall wächst den Kommissaren Eisner und Fellner schon bald über den Kopf.
Worum geht’s in diesem „Tatort“ aus Wien?
Wien wird von massiven Demonstrationen erschüttert: Die Republik steht unter Druck, die Polizei setzt sich gegen die gewaltbereiten Protestierenden robust zu wehr. Zu robust? Ein Demonstrant stirbt nach einem Zusammenstoß mit einem Polizeibeamten. Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) suchen den Täter im Kreise ihrer eigenen Kollegen. Doch dann stellt sich heraus, dass der Tote kein Opfer von Polizeigewalt wurde. Und plötzlich bekommt der Fall eine politische Dimension, die weit über die Kompetenzen der Ermittler hinausgeht.
Warum lohnt sich „Wir sind nicht zu fassen!“?
Die liberale Demokratie ist derzeit unter Druck: Fast überall in Europa legen rechtspopulistische Parteien stark zu. Österreich hätte um ein Haar eine rechtsradikale Regierung bekommen, in den USA zertrümmert Präsident Trump gerade die demokratischen Institutionen. Flankiert wird diese Entwicklung von neuen Bündnissen, die den Staat vor sich herzutreiben versuchen. In der Corona-Pandemie hat sich eine unappetitliche Phalanx gebildet, bestehend aus Querdenkern, QAnon-Anhängern, Esoterikern, Nationalisten und Antikapitalisten. Diese Gruppen trennen zwar starke ideologische Differenzen, doch eine Sache eint sie: die Ablehnung des bestehenden Rechtsstaats, der „Mainstream-Medien“, der Wissenschaft. Wie es aussehen kann, wenn dieses Gebräu auf die Straßen schwappt, zeigt dieser „Tatort“ anschaulich.
Was stört?
Wie so viele Sonntagskrimis aus der letzten Zeit krankt auch dieser „Tatort“ daran, dass er viel zu viel will und sich dadurch komplett verzettelt. Anstatt sich auf einen Strang zu konzentrieren und diesen auszuarbeiten, wird hier alles miteinander verrührt: Zwischen brutalen Polizisten, gewaltbereiten Demonstranten, zerrissenen Familien und enttarnten V-Männern verliert man bald den Überblick. Es wäre viel lohender gewesen, sich auf die Figur der Katja Ralko (Julia Windischbauer) zu konzentrieren und nachzuzeichnen, wie die junge Studentin nach und nach in die Querdenkerszene abrutscht.
Die Kommissare?
Während Eisner und Fellner gewohnt routiniert am Fall arbeiten, tritt diesmal ihre Kollegin Meret Schande (Christina Scherrer) in den Vordergrund. Als die einen Brandanschlag nur knapp überlebt, kniet sie sich mit Verbissenheit in den Fall. Eisner kann sie nicht bremsen – und entdeckt sein junges Ich in der Ermittlerin.
Ein- oder ausschalten?
Ein Film mit großen Schwächen. Weil es aber der vorletzte Fall des Wiener Duos ist, gibt es trotzdem eine Einschaltempfehlung.
Moritz Eisner und Bibi Fellner ermittelten auch in diesen Fällen:
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