
Donald Trump überschätzt die ökonomischen Hebel der USA in der Welt. Und beschleunigt damit den Niedergang seines Landes.
1958 erschien in den USA das Buch „Der hässliche Amerikaner“, 1963 mit Marlon Brando verfilmt. Die beiden Autoren des politischen Romans, Eugene Burdick und William Lederer, zeichneten das Porträt einer arroganten Nation, die nicht fähig ist, andere Völker und Kulturen zu verstehen. Spätere Generationen lasen das Buch als geradezu prophetisches Schlüsselwerk für die Niederlage der Vereinigten Staaten im Vietnam-Krieg, zugleich aber auch als Analyse politischer Großspurigkeit und nationalistischen Protzes überhaupt, die das Land immer wieder in die Irre führen. Donald Trump, JD Vance und Marco Rubio nimmt man in der Welt immer mehr als die hässlichen Amerikaner unserer Zeit wahr. Sie wollen ihre politische und ökonomische Macht ohne Rücksicht auf andere Länder ausspielen, überschätzen aber die Hebel zur Durchsetzung ihrer Ziele.
Wahr ist: Die USA gelten zurecht immer noch als wirtschaftlich stärkste Nation der Welt. Der Anteil der Vereinigten Staaten an der weltweiten Wirtschaftsleistung fällt jedoch seit den frühen achtziger Jahren kontinuierlich – und wird auch weiter fallen. Mitte der achtziger Jahre entfielen noch 22 Prozent des globalen BIP auf die USA, heute nur noch 14 Prozent. Sie liegen damit etwa auf Augenhöhe mit der EU. Ökonomisch kann schon lange nicht mehr von einer Ausnahmestellung die Rede sein. Die Stärke der USA ruht nur noch auf zwei, allerdings weltweit sehr wichtigen Säulen: dem Digitalsektor und der Finanzbranche. Auf vielen anderen Gebieten spielen die USA keine führende Rolle mehr – weder in der Industrie noch im grenzüberschreitenden Handel. China, Taiwan, die EU, Japan und Südkorea haben die Vereinigten Staaten im Schiffbau, in der Robotik, in der Produktion von Halbleitern, in der Autoindustrie und in vielen anderen Brachen abgehängt. Noch so hohe Zölle können daran nichts ändern.
Trump ist auf Partner angewiesen
Dort, wo die Amerikaner ökonomisch stark sind, sind sie zugleich auch besonders auf die Kooperation und das Wohlwollen ihrer Partnernationen angewiesen. Ein Beispiel von vielen: Der amerikanische Konzern Nvidia entwickelt die besten Chips für die Anwendungen der Künstlichen Intelligenz, kann sie aber nur mit Hilfe asiatischer Auftragsfertiger produzieren. Auch die global führenden Internetplattformen wie Google unterliegenden der Regulierung in der EU und in Asien und könnten stark leiden, wenn es zu einem Wirtschaftskrieg zwischen den großen Blöcken kommt. Das gleiche gilt noch viel stärker für die US-Finanzbranche, die ihre Ausnahmestellung vor allem dem Dollar verdankt. Kommt er als Weltreservewährung unter Druck, schwächt das die Wirtschaft in den USA empfindlich.
Vieles, was Donald Trump in diesen Wochen aufführt, ist nichts als ein großer Bluff. Oder um es mit seinen Worten zu sagen: Der Präsident hält schlicht nicht die Karten in der Hand, um sich gegen die großen Mitspieler in der Weltwirtschaft durchzusetzen. Kurzfristig können Trump und die anderen hässlichen Amerikaner in seiner Mannschaft zwar die Börsenkurse heftig nach unten treiben, Panik unter den Handelspartnern schüren und Unheil aller Art anrichten. Aber ihre Kraft ist lediglich destruktiv und nicht konstruktiv. Eine neue Ära wirtschaftlicher Stärke kann man so nicht begründen. Trump programmiert den Niedergang seiner Nation. Er sollte seine Parole anpassen: Make America weak again.