Auftragslage für deutsche Industrie im April weiter verbessert

  • Juni 5, 2025

Die Auftragslage für die deutsche Industrie hat sich im April erneut verbessert: Der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe stieg gegenüber März um 0,6 Prozent und ohne Großaufträge um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Analysten sprachen von einer möglichen Trendwende.

Auch im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich gab es einen Anstieg der Aufträge um 0,5 Prozent von Februar bis April. Ohne Berücksichtigung der Großaufträge waren es sogar 1,3 Prozent mehr.

Im April gab es einen starken Anstieg vor allem wegen mehrerer Großaufträge im Bereich der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen. Auch beim sonstigen Fahrzeugbau und der Herstellung von Metallerzeugung legten die Aufträge zu. 

Weniger Aufträge verzeichneten dagegen die Hersteller elektrischer Ausrüstungen, der Maschinenbau und die Pharmaindustrie. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sprach von einem „erwartbaren Dämpfer“ angesichts der vielen Zollandrohungen und -ankündigungen durch US-Präsident Donald Trump. Im Dreimonatszeitraum seien die Bestellungen in der Branche aber gestiegen. 

Ein kräftiges Orderplus von elf Prozent im April verbuchten die Maschinenbauer aus den Euro-Ländern. Auch insgesamt legten die Aufträge aus dem Euroraum laut Statistikamt zu, und zwar um 0,5 Prozent. Das Ordervolumen aus Nicht-EU-Staaten ging demnach um 0,3 Prozent zurück. Die Inlandsnachfrage legte um 2,2 Prozent zu.

Im März hatte es bereits einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Februar beim Auftragseingang gegeben, auch wenn das Statistikamt die vorläufigen Zahlen für März nun von 3,6 auf 3,4 Prozent leicht nach unten korrigierte. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte den Anstieg im März zum Teil auf Vorzieheffekte wegen der US-Zölle zurückgeführt. Allerdings waren auch die Bestellungen aus anderen EU-Staaten stark gestiegen.

Dass die Auftragslage sich auch im April weiter verbesserte, wertete der ING-Analyst Carsten Bzreski als positives Signal. Die Daten für April seien die ersten „harten Industriedaten“, welche die möglichen Auswirkungen der Zollpolitik von US-Präsident Trump veranschaulichten, erklärte er. Die befürchtete Umkehr der Vorzieheffekte sei nicht eingetreten. „Stattdessen sieht es so aus, als würde sich der Wendepunkt im deutschen Industriezyklus fortsetzen.“

Jens-Oliver Niklasch von der LBBW äußerte sich noch optimistischer: Hinter den Zahlen verberge sich „möglicherweise eine Trendwende für die Industrie“, erklärte er. Die Auftragszahlen seien üblicherweise sehr volatil. „Glättet man diese Schwankungen durch den Drei-Monats-Vergleich oder klammert man die Großaufträge aus, dann liegen die Tiefstände für die monatlichen Neuaufträge hinter uns.“ Auch andere Indikatoren wiesen in jüngster Zeit einen ähnlichen Verlauf auf. 

VDMA-Chefvolkswirt Johannes Gernandt dagegen mahnte, die weltweite Unsicherheit bleibe weiter hoch. Umso wichtiger sei die richtige Weichenstellung in Deutschland und Europa. Die Ankündigungen der Bundesregierung gingen hier „in die richtige Richtung“, erklärte er mit Blick auf das Investitionsprogramm von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD). 

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