
Man muss erstmal jemanden finden, dessen Geschichte klingt wie die von Frederick Forsyth. Den Thriller „Der Schakal“ schrieb er angeblich in 35 Tagen. Später gestand er Verbindungen zum Geheimdienst.
Man kann hinter all diesen Geschichten schon eine Haltung ausmachen zum Leben. Frederick Forsyth stürzte sich doch recht forsch in Abenteuer. Der Schriftsteller – verantwortlich für Thriller wie „Der Schakal“ und „Die Akte Odessa“ – wollte eigentlich Kampfpilot werden. Interessierte sich vorübergehend für Stierkampf. Landete dann als Journalist im Ausland. Und arbeitete auch mal dem britischen Geheimdienst zu.
Nun ist der Engländer nach kurzer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben, wie seine Agentur der Nachrichtenagentur PA sowie der BBC bestätigte. „Wir trauern um einen der größten Thrillerautoren der Welt“, sagte sein Agent Jonathan Lloyd laut PA. Forsyth sei im Kreise seiner Familie gestorben.
Alte Porträtfotos zeigen Forsyth mit Kippe in der Hand, auf einem Motorrad sitzend. Und seine Autobiografie „Outsider“ liest sich, als sei ihm das Bild des frauenliebenden Abenteurers wichtig.
Bombenangriffe und Einsamkeit, Privatschule und Rohrstock
Forsyth, der 1938 im englischen Ashford geboren wurde, wuchs während des Zweiten Weltkriegs auf. „Als Junge war ich besessen von Flugzeugen und wollte unbedingt Pilot werden“, schrieb er. Seine Heimatstadt habe nahe der Küste gelegen. Nur einige Kilometer über das Wasser entfernt sei das von den Nazis besetzte Frankreich gewesen. „Eine Zeit lang wartete die mächtige Wehrmacht auf eine Möglichkeit, diesen schmalen grauen Wasserstreifen zu überqueren, um einzumarschieren, zu erobern und zu besetzen.“
Forsyth erzählte von Bombenangriffen und Einsamkeit, Privatschule und Rohrstock. Familiengeschichte und Kolonialzeit. Nach dem Krieg schickte ihn sein Vater in den Sommerferien in den 1950ern zu einer deutschen Familie. „Als meine bestürzte Mutter ihn fragte, wieso, antwortete er nur: „Weil es nie wieder passieren darf.““
Nur 35 Tage für „Der Schakal„
Forsyths Biografie ist eine, an der man einige historische Linien des 20. Jahrhunderts sehen kann. Viele Menschen kennen ihn heute für seine Romane – zum fiktionalen Schreiben kam er aber eher über Umwege. Lange arbeitete er als Journalist, war etwa Korrespondent für die Nachrichtenagentur Reuters in Paris.
Die Zeit dort inspirierte ihn später auch zu seinem ersten Roman „Der Schakal“. Das Buch – im englischen Original „The Day of the Jackal“ – erzählt von einem Attentat auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle. Die Geschichte will er in 35 Tagen geschrieben haben, heißt es in seiner Autobiografie. Damals habe er kein Geld gehabt und bei einem Freund auf dem Sofa geschlafen.
Der Roman wurde in den 1970ern verfilmt. In den 1990ern erschien ebenfalls ein Actionfilm mit dem Titel, mit Bruce Willis. Allerdings basiert der nur lose auf Forsyths Original.
Rückkehr in die DDR für den britischen Geheimdienst
In Forsyths Memoiren stehen viele abenteuerliche Episoden, deren Details man glauben kann oder auch nicht. Es kommen etliche Affären mit Frauen vor. Und die steile These, er habe mit einer Meldung über einen Truppenaufmarsch an der Berliner Mauer beinahe den Dritten Weltkrieg ausgelöst – etwas übertrieben, wie er später dem „Tagesspiegel“ sagte. „Wahr ist, dass ich einen Fehler beging.“
Die Episode fiel in seine Zeit in Ost-Berlin, dort berichtete er inmitten des Kalten Kriegs über die DDR, die Tschechoslowakei und Ungarn. Später kehrte er noch einmal in die DDR zurück – für den britischen Geheimdienst sollte er als Tourist einreisen und auf dem Rückweg ein Päckchen mitbringen. Auf einer Museumstoilette in Dresden habe er die Unterlagen überreicht bekommen, schrieb Forsyth.
„Für all das bin ich aus tiefster Seele dankbar“
Ein wichtiges Kapitel in seinem Leben war die Zeit als Korrespondent in Nigeria. Er berichtete über den Biafra-Krieg und kritisierte seinen damaligen Arbeitgeber BBC für dessen Haltung in dem Konflikt. Zuletzt schrieb Forsyth etwa Kolumnen für den britischen „Daily Express“. Manchmal gab er Interviews.
Auf seinen eigenen Lebensweg schien er, zumindest in seinen 2015 erschienen Memoiren, recht zufrieden zurückzuschauen. „Ich war mit zwei wunderschönen Frauen verheiratet, habe zwei prächtige Söhne großgezogen und erfreue mich nach wie vor einer robusten Gesundheit“, schrieb er damals. „Für all das bin ich aus tiefster Seele dankbar, doch welchem Schicksal, Glück oder Gott ich es verdanke, ist mir nicht so ganz klar. Vielleicht sollte ich mich mal entscheiden. Denn schließlich könnte ich ihm bald gegenüberstehen!“