
Die Zahl der Atomwaffen ging nach Ende des Kalten Krieges stetig zurück. Jetzt müssen Forscher feststellen, dass sich der Trend umkehrt.
Die seit Jahrzehnten rückläufige Zahl der Atomwaffen in der Welt könnte nach Einschätzung von Friedensforschern bald erstmals wieder steigen. Die weltweiten Atomwaffenarsenale würden modernisiert, bestehende Waffen nachgerüstet und ihnen neuere Versionen hinzugefügt, schreibt das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in seinem neuen Jahresbericht. Ein gefährliches neues nukleares Wettrüsten zeichne sich ab, warnte das unabhängige Institut.
„Die Ära der Verringerung der weltweiten Atomwaffenzahl, die seit dem Ende des Kalten Krieges andauerte, geht zu Ende“, erklärte der Sipri-Experte Hans Kristensen. „Stattdessen beobachten wir einen klaren Trend hin zu wachsenden Atomwaffenarsenalen, verschärfter nuklearer Rhetorik und der Aufkündigung von Rüstungskontrollabkommen“, warnte er.
Neun Nuklearmächte, mehr als 12.000 Atomwaffen
Der weltweite Bestand der Atomwaffen ist seit den Spitzenzeiten des Kalten Krieges deutlich und kontinuierlich gesunken. Dies ist jedoch hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Russland und die USA ausrangierte Sprengköpfe nach und nach demontieren. Bei der Zahl der einsatzfähigen Atomwaffen beobachtet Sipri dagegen schon seit längerem einen Anstieg.
Die neun derzeitigen Atomwaffenstaaten Russland, USA, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel verfügten nach Sipri-Schätzungen im Januar 2025 über 12.241 Atomsprengköpfe. Rund 9.614 davon befanden sich den Angaben zufolge für den potenziellen Einsatz in militärischen Lagerbeständen.
Schätzungsweise 3.912 der Sprengköpfe wurden demnach bereits auf Raketen oder auf aktiven Stützpunkten platziert, rund 2.100 davon in hoher Einsatzbereitschaft gehalten.