morgen|stern: Donald Trump muss nur noch kurz die Welt retten. Die Lage am Morgen

  • Juni 17, 2025

Donald Trump verschwendet keine Zeit auf dem G7-Gipfel. Das Sommerlochtier ist da! Und was sonst heute noch wichtig wird. 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich eigentlich nicht der Ich-habs’s-Ihnen-doch-gesagt-Typ bin? Ich mir auch nicht. Also:

Ich hab’s Ihnen doch gesagt: Auf Donald Trumps Unzuverlässigkeit ist Verlass. Dieses laue Lüftchen an Konstanz hat in dieser absurden Zeit, in der eine Hiobsbotschaft die nächste jagt, fast schon etwas Beruhigendes. 

Der US-Präsident verlässt den G7-Gipfel vorzeitig. Nach dem Abendessen (wenn Sie dies hier lesen, wurde längst abgeräumt), will er zurück nach Washington fliegen. Einen Tag früher als geplant – und das bei einem zweitägigen Event. 

Tief blicken lässt nicht nur die frühe Abreise als solche, sondern vor allem die Begründung, die Trumps Pressesprecherin Karoline Leavitt auftischt. Ihr Boss müsse sich „um viele wichtige Angelegenheiten kümmern“. Damit unterschlug sie freilich zwei Buchstaben. Die machen aber einen kardinalen Unterscheid. Denn, was Trump eigentlich meint: Er muss sich um wichtigeRE Angelegenheiten kümmern. Namentlich den Krieg zwischen Israel und Iran.

Im Klartext: Die USA halten das Verhandeln über ein gemeinsames Vorgehen mit ihren Verbündeten für Zeitverschwendung. Um diesem fatalen Eindruck entgegenzuwirken, gaben die G6+1 eine überstürzte, aber eben gemeinsame Erklärung ab. Die hatten sie in Antizipation von Trumps Launen eigentlich vorab ausgeschlossen. Deren Inhalt ist freilich nebensächlich, es geht um den symbolischen Akt der Einigkeit. Ein Schauspiel auf Seifenoperiveau. 

Trumps Abgang ist respektlos, ja. Und trotzdem können die im Stich gelassenen ihm dankbar sein. Denn deutlicher hätte der es nicht einmal twittern können: Die G7 haben ausgedient. Die Illusion ist endgültig verpufft. Dad geht nicht bloß kurz Zigaretten holen, er kommt nie wieder. Zeit, auf eigenen Beinen zu stehen. 

Folgenschwere Fachsimpelei

Wenn es so weitergeht, dürfte in Berlin bald Aspirinmangel herrschen, so sehr bereitet der Nahe Osten Kopfzerbrechen. Vor allem die Frage: Verstößt Israel mit dem Angriff auf den Iran gegen das Völkerrecht? Was nach akademischer Fachsimpelei klingt, könnte die Tiefe unserer Freundschaft mit Israel ernsthaft auf die Probe stellen. Mehr dazu im neuen „5-Minuten-Talk“:

Vier Pfoten für ein Sommerloch

Vier Sommer habe ich als Nachrichtenredakteur jetzt schon erlebt. Ich bin ehrlich: Der hier ist bisher definitiv nicht mein Favorit. Wo bleibt sie denn bloß, die Sauregurkenzeit?!

Immerhin ein Mindestmaß an Normalität stellt sich nun ein. Es gibt offenbar endlich ein Sommerlochtier! Am Geiseltalsee in Sachsen-Anhalt wurde gestern Abend angeblich ein Raubtier gesichtet. Videoaufnahmen sollen das Was-auch-Immer in der Nähe einer Marina zeigen:

Facebook Sommerlochtier

Jaja, schon klar. Die „Löwin“ von vor zwei Jahren hatte am Ende auch etwas zu viele Borsten. Aber, jetzt haben Sie doch ein bisschen Fantasie!

Die Lokalbehörden glauben der Quelle, das Video sei „kein Fake“. Auch das Katastrophenschutzamt nimmt die Sache ernst genug für eine richtige, echte Warnung. Die Polizei überwache das Gebiet in Braunsbedra „großräumig“, sogar mit Helikopter. Mir genügt das fürs erste. 

Eine Expertin vermutet übrigens einen Puma. Ich tippe ja auf einen Tasmanischen Tiger.

Justin Biebers postet zu viel

Manchmal und immer öfter fällt es mir schwer, Abneigung zu kaschieren. Ich diesen Fällen neige ich dazu, Antipathie mit Humor zu kompensieren, von dessen Schwärze ich Ihnen nur ein geringes Maß zumute. Ich hänge an meinem Job.

Nun spalten wenige Persönlichkeiten Millennials so sehr wie Justin Biber. Zumindest tat er das früher einmal, zu seinen besten Zeiten. Die sind aber vorbei. Egal, was oder ob Sie überhaupt ein Gefühl gegenüber dem kanadischen Popsänger haben: Was gerade passiert, haben er, sein Umfeld und vor allem seine Familie nicht verdient. 

Der inzwischen 31-jährige Vater leidet ganz offensichtlich unter massiven Aggressionsproblemen. Fans sorgen sich. „Ich weiß, dass ich kaputt bin“, schreibt der in einem von gleich mehreren unangenehm durchzuscrollenden Posts auf Instagram. Einer davon besteht aus einem Chatverlauf, in dem er mit einem Freund bricht.  

Dass ein Mensch, der so jung, so schnell, so berühmt wurde ein enormes Potenzial zu Selbstzerstörung entwickelt, für die Diagnose genügt ein Hobbydoktortitel. Hoffentlich holt er sich Hilfe abseits der Kommentarspalten. Und legt zuerst einmal das Handy beiseite. Sollten wir vermutlich alle.   

Was heute sonst noch ansteht

Die OECD (na, wissen Sie noch, wofür die Abkürzung steht?) veröffentlicht ihren Jahresbericht zum Thema Dürre. Ja, trockenes Thema. Entschuldigung. Aber eben ein wichtiges Thema, jagt ein Klimarekord doch inzwischen den nächstenHeute vor 75 Jahrentransplantierte der amerikanische Chirurg Richard H. Lawler als erster Mensch überhaupt erfolgreich eine Niere. Munition für ihr Partywissen-ArsenalDer „Guide Michelin“ vergibt seine berühmten Sternen für die besten Restaurants in Deutschland. Durch die Sieger vom letzten Jahr können Sie sich hier klickenTag fünf im Krieg zwischen Israel und dem Iran. Wir halten Sie wie gewohnt im stern-Liveblog auf dem Laufenden

Die fernöstliche Weisheit des Tages

Ich hatte gestern eine Erkenntnis:

Das Ladenschlussgesetz darf niemals gekippt werden

Der Gedanke kam mir, als ich hier in Seoul eine Straße überqueren wollte. Das ging nämlich nicht. Wie so oft. 

Wer in diesem Ameisenbau einer Stadt nach einer lebensbejahenden Möglichkeit sucht, die Seiten zu wechseln, weicht unausweichlich in den Untergrund aus. Wer die Treppen hinuntersteigt, stolpert in eine andere, eine dystopische Wirklichkeit.

Denn viele dieser vermeintlichen Abkürzungen entpuppen sich als unterirdische, in grelles Neonlicht getauchte Shoppingmalls, in denen Sie alles kaufen können, was Sie nicht brauchen. Plastikblumen und Billigklamotten, grellbunte Handyhüllen, falsch funkelnder „Mode“schmuck, in Öl schwimmendes Fastfood, Andenken aus der Oberwelt. 

In den oft winzigen, bis auf den letzten Quadratzentimeter mit Ware zugestopften Verkaufsnischen sitzen meist ältere Koreaner. Die Schuhe ordentlich neben sich drapiert, den leeren Blick auf winzige Fernsehbildschirme geheftet. Und das jeden Tag. Montag bis Sonntag. Zeit existiert hier nur als Konzept, als Zahl auf dem Handydisplay. 

Also, freuen Sie sich über die sonntägliche Konsumzwangspause. Glauben Sie mir: Sie haben alles, was Sie brauchen. 

Ich wünsche Ihnen einen großartigen Tag – annyeonghi gyeseyo!

Ihr 

Yannik Schüller

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