Auf dem Kartoffelfeld: Forscher: Kartoffel muss sich dem Klimawandel anpassen

  • Juni 9, 2025

Gekocht, frittiert, gebraten, gestampft: Kartoffel sind nahrhaft und für viele ein kulinarisches Kulturgut. Es dauert Jahre, bis eine neue Sorte entsteht. Die Knolle muss viele Kriterien erfüllen.

Der Klimawandel stellt Kartoffelforscher und -züchter vor Herausforderungen – denn bei den Zuchtzielen müssen Experten zufolge die damit einhergehenden Veränderungen berücksichtigt werden.

„Wir müssen auch Material entwickeln, das besser mit höheren Temperaturen zurechtkommt und einen geringeren Wasserverbrauch hat“, sagte der stellvertretende Leiter des Julius Kühn-Fachinstituts für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen, Thilo Hammann, in Groß Lüsewitz bei Rostock. Besonders abiotische, also von der Umwelt ausgelöste Stressfaktoren, müssten stärker ins Augenmerk genommen werden.

Zu den größten Kartoffelfeinden zählt aber seit jeher die Kraut- und Knollenfäule („Phytophthora infestans“), mit der sich die Forscher beim Institut schon lange befassen. Zwar gebe es inzwischen Kartoffeln, die resistent gegen den Pilz seien, die aber andere erforderliche und gewünschte Eigenschaften der Kartoffel nicht oder ungenügend erfüllten. 

Insgesamt muss eine Kartoffel bis zu 60 definierte Eigenschaften aufweisen, vom Geschmack, über Schalendicke und Knollenform, Größe, Umfang, Stärkegehalt bis hin zur guten Ertragsqualität. „Die ideale Kartoffel wird es wahrscheinlich nie geben, allein schon deshalb, weil es viele unterschiedliche Verzehrgewohnheiten und verschiedene Geschmäcker gibt“, sagt Hammann.

Deutschland ist Top-Kartoffelland 

In Mecklenburg-Vorpommern ernteten die Landwirte im vergangenen Jahr 575.000 Tonnen Kartoffeln. Ein Plus von rund 8 Prozent zum Vorjahr 2023, wie aus Zahlen des Statistikamtes MV hervorgeht. Kein schlechtes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass die Kraut- und Knollenfäule, die auch zum kompletten Ernteausfall führen kann, im vorigen Jahr den Kartoffeln arg zusetzte. Deutschland insgesamt ist mit 12,7 Millionen Tonnen der größte EU-Produzent, wovon rund die Hälfte der Erdknollen aus Niedersachsen kommt. 

Hammann erforscht die aus Südamerika stammende Kartoffel schwerpunktmäßig mit dem Ziel, den Grundstein für neue krankheitsresistente, stresstolerante Sorten zu legen, die dann von Züchtern entwickelt und in einem langen Prozess von rund zehn Jahren bis zur Marktreife gebracht werden.

Dabei kann er auf eine umfangreiche Gen-Datenbank des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung zurückgreifen. Dort gibt es noch Material, das der Agrarwissenschaftler und Pflanzenzüchter Rudolf Schick in den 1960er Jahren von Reisen mitbrachte und dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 120. Mal jährt.

Küstenwind bläst Blattläuse weg

Mecklenburg-Vorpommern galt immer schon als gutes Land für den Anbau von Kartoffeln und wegen seiner Küstennähe besonders auch von Pflanzkartoffeln, die die Bauern von Züchtern kaufen und auf den Feldern für ihren Kartoffelanbau ausbringen. Die steife Küstenbrise hilft, Viruserkrankungen bei Pflanzkartoffeln zu verringern, die über Blattläuse übertragen werden.

„Der Wind hat den Vorteil, dass die Blattläuse mehr ins Landesinnere gepustet werden und die Bestände schneller abtrocknen“, sagt Hamann. MV exportiert Pflanzkartoffel in über 30 Länder, wobei die Hauptzielmärkte unter anderem Ägypten und Moldawien sind.

Anlässlich des 120-Jahr-Jubiläums des Agrarforschers Rudolf Schick öffnen am 14. Juni die am Forschungscampus Teschendorfer Straße in Groß Lüsewitz ansässigen Forschungseinrichtungen und Züchtungsunternehmen ihre Türen.

Dazu gehören neben dem Julius Kühn-Institut (JKI) mit seinem Groß Lüsewitzer Fachinstitut für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen, die Kartoffelgenbank des IPK, des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung, die Norika Kartoffelzucht GmbH und die NPZ Innovation GmbH.

  • Verwandte Artikel

    • Juni 9, 2025
    Auch Abholer nicht nüchtern: Alkohol, Kokain, keine Fahrerlaubnis – Polizei stoppt Fahrer

    Schlangenlinien fahrend ist ein Mann auf der A3 im Westerwaldkreis unterwegs. Die Polizei stoppt ihn und stellt gleich mehrere Vergehen fest – doch damit endet der Einsatz nicht.

    • Juni 9, 2025
    Landkreis Rastatt: Autofahrer übersieht Motorrad beim Abbiegen – zwei Verletzte

    Folgenschwerer Unfall: Nahe Iffezheim kollidiert ein Auto mit einem Motorrad. Zwei Frauen kommen ins Krankenhaus.